Everglades National Park

21.04.2025
"There are no other Everglades in the world. They are, they have always been, one of the unique regions of the earth; remote never wholly known." 
(Marjory Stoneman Douglas)

Unsere Station im Everglades National Park begann, nachdem wir von der Westküste kommend zunächst durch das Big Cypress National Preserve gefahren waren. Anschließend stürzten wir uns in eine gebuchte Airboat‑Tour, die uns tief in die Sumpflandschaft hineinbrachte. Obwohl wir aus Zeitgründen auf die legendäre Radtour im Shark Valley verzichteten, erreichten wir über den Osteingang bei Florida City das weitläufige Parkgelände – immer wieder an kleinen Trail‑Eingängen vorbei, bis wir am Flamingo‑Abschnitt und auf dem berühmten Anhinga Trail landeten. Trotz der überwältigenden Weite und Tierwelt empfanden wir das Ökosystem als bedroht, da der einstige Herzfluss vom Lake Okeechobee heute nur noch bruchstückhaft die Everglades speist. Unterm Strich war dieser Ausflug sowohl atemberaubend als auch ernüchternd, weil uns die Fragilität dieses Weltnaturerbes schmerzlich bewusst wurde.

Erster Eindruck: Das Big Cypress National Preserve ist mit seinen etwa 2 400 km² Fläche deutlich größer als so mancher Nationalpark und bietet eine Fülle an Aktivitäten von Ranger‑geführten Swamp‑Walks über Kanutouren bis hin zu Off‑Road‑Fahrten auf der alten Tamiami Trail‑Trasse. Die Landschaft wechselt zwischen cypress‑bedeckten Sümpfen und offenen Prärie‑Flächen, in denen Nashorn­kakadus kreischen und Wildpferde durch das Gras ziehen. Wir unternahmen eine kurze Ranger‑geführte Tour zu Fuß entlang eines Holzstegs und waren beeindruckt vom üppigen Unterholz und der Stille, die nur vom Zirpen der Zikaden unterbrochen wurde. Geschmacklich bewerten wir Big Cypress als einen perfekten Einstieg: Ruhig, wild und überraschend kontrastreich, allerdings mit eher spärlicher Infrastruktur (nur wenige Parkplätze und einfache Sanitäranlagen).

Die Airboat‑Tour begann in einem privat betriebenen Camp am Rand des Preserve. Auf den charakteristischen Flachboden‑Booten spürten wir den Sog des Propellers, als wir in offene Gewässer aufbrachen. Unser Guide vermittelte eindrücklich, dass die Everglades das einzige Gebiet weltweit sind, in dem Alligatoren und Amerikanische Krokodile gemeinsam vorkommen – dank des Zusammenpralls von Süß‑ und Salzwassereinfluss. Gleichzeitig erklärte er die traurige Hydrologie: Einst speiste der Kissimmee River den Lake Okeechobee, dessen Abfluss sich dann gleichmäßig über die Everglades ergoss; heute fließt nur noch ein Bruchteil dieses Wassers in den Nationalpark. Nach der rasanten Fahrt folgte eine Tier‑Vorführung mit Baby‑Alligatoren und im Wasser gehaltenen Blau‑Rochen – faszinierend, aber auch ein wenig skurril in dieser ansonsten so unberührten Landschaft.

Obwohl das Shark Valley am Nordeingang als Top‑Highlight für Radfahrer gilt – eine 24 km lange, komplett asphaltierte Rundstrecke mit Aussichtsturm – war uns dafür die Zeit zu knapp, nachdem wir bereits die Airboat‑Tour und den Preserve besucht hatten.

Stattdessen steuerten wir über Homestead/Florida City den Osteingang an (Ernest F. Coe Visitor Center, SR 9336) National Park Service, von wo aus die Parkstraße schnurgerade in die weite Grasland‑ und Mangrovenwelt führt. Entlang der Route reiht sich ein kurzer Trail an den nächsten – das Highlight war der Anhinga Trail, ein 1,2 km langer, barrierefreier Bohlenweg durch eine Sawgrass‑Marsh, auf dem man Anhingas, Reiher und viele Alligatoren nahezu aus nächster Nähe beobachten kann. Besonders beeindruckend war der Reichtum an Fischen, die sich unter den erhöhten Wegen tummeln, und die klare Sicht aufs Wasser.

Der Besuch im Everglades National Park war für uns ein unvergessliches Abenteuer und zugleich eine Mahnung: Die Sumpfgebiete sind atemberaubend schön, abwechslungsreich und voller exotischer Tierbegegnungen – gleichzeitig aber stark dezimiert und durch Wasserumleitungen bedroht. Big Cypress empfanden wir als ruhigen, authentischen Auftakt, die Airboat‑Tour als spektakulären Einstieg, und der Osteingang mit Anhinga Trail als idealen Abschluss. Wer Zeit hat, sollte definitiv auch das Shark Valley und Flamingo mit seiner eindrucksvollen Küsten‐ und Mangrovenwelt hinzufügen. Für Individualreisende, Wanderfreunde und Naturliebhaber ein Muss, wenn auch mit dem bitteren Nachgeschmack des schwindenden Wassers und Lebensraums.


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