Athen
"Οὐκ οἶδα οὐδὲν εἰ μὴ τὸ ὅτι οὐδὲν οἶδα." (Sokrates)
"Ich weiß, dass ich nichts weiß." (Sokrates)
Dieses Zitat von Sokrates drückt seine Bescheidenheit und seine Bereitschaft aus, sein eigenes Wissen in Frage zu stellen und nach Erkenntnis zu streben. Es zeigt auch seine tiefe philosophische Natur und sein Streben nach Wahrheit und Weisheit. Sokrates' Philosophie und Lebensweise hatten zweifellos einen starken Einfluss auf die Entwicklung des intellektuellen Lebens in Athen und prägten das Denken der folgenden Generationen von Philosophen und Gelehrten. Der Satz "Ich weiß, dass ich nichts weiß" von Sokrates hatte aber auch weitreichende Folgen für ihn persönlich, da er ein Schlüsselprinzip seiner philosophischen Methode und seiner Einstellung zum Wissen war. Dieser Satz fasst die sokratische Ironie und Bescheidenheit zusammen, die Sokrates charakterisierte. Die offene Anerkennung seiner eigenen Unwissenheit führte jedoch zu Spannungen und Konflikten mit den mächtigen und einflussreichen Bürgern Athens. Sokrates' Art, Fragen zu stellen und die Autorität der etablierten Meinungen herauszufordern, brachte ihn in Konflikt mit denjenigen, die sich bedroht fühlten. Dies trug letztendlich zu seiner Anklage und Verurteilung im Jahr 399 v. Chr. bei. Sokrates wurde angeklagt, den Glauben der Jugendlichen zu untergraben und neue Götter einzuführen. Sein Glaube an die Unwissenheit und seine Methode, durch Fragen das Denken zu stimulieren, wurden als subversiv angesehen. Trotz seiner Verteidigungsrede im berühmten Prozess, der in Platons Werk "Apologie des Sokrates" festgehalten ist, wurde er zum Tode verurteilt und durch das Trinken von Gift hingerichtet. Sokrates' Tod markierte das Ende seines physischen Lebens, aber sein Vermächtnis als einer der bedeutendsten Denker der westlichen Philosophie wurde durch seine Schüler, insbesondere Platon, weitergeführt. Sokrates' Einfluss auf die Philosophie reichte weit über sein eigenes Leben hinaus und prägte die Entwicklung des philosophischen Denkens in der westlichen Welt.
Mit einem Kribbeln der Vorfreude im Bauch und einem Stadtplan in der Hand machten wir uns auf zu einem Stadtrundgang durch Athen, bereit, uns von den Schätzen dieser antiken Metropole verzaubern zu lassen. Unser Start- und Endpunkt war der geschäftige Syntagma-Platz, wo das moderne Leben auf die Spuren der Vergangenheit trifft. Der gesamte Rundweg ist 15 km lang und bedeutet eine reine Gehzeit von 4:50 Stunden. Berücksichtigt man Besuchszeiten, Pausen und auch mögliche Wartezeiten, was beispielsweise Ticketkäufe angeht, ist es definitiv sinnvoll und lohnenswert entweder Teile dieses Rundwegs gänzlich auszulassen oder aber in mehrere Teile (je nach verfügbarer Zeit) zu unterteilen. Metro-Stationen sind in der Regel nie weit entfernt und man kann somit den Rundweg jederzeit unterbrechen und am nächsten Tag fortsetzen. Möchte man, entgegen der ausdrücklichen Empfehlung von uns, den Rundweg samt Besichtigungen der historischen Stätten und Museen an einem Tag durchziehen, sollte man ihn ggf. anders herum gehen, da gerade die beschriebenen Problemviertel nicht in den Abendstunden besucht werden sollten. Man kann in Athen locker zwei bis drei Tage verbringen. Soviel zum Zeitbedarf. Ein Hinweis noch zu dem Weg an sich: Der Rundweg geht durch Parks und Innenstädte. Wir konnten nicht alle Straßen, Gassen oder Wege gehen. Somit ist dies ein Vorschlag. Man kann, soll und darf davon abweichen und natürlich auch auf anderen (vielleicht von uns unentdeckten, aber viel schöneren) Straßen gehen. Es gibt so viele verschiedene Möglichkeiten an alternativen Strecken! Nun aber rein in die Besichtigung von Athen:
Der Syntagma-Platz empfing uns mit einem Strom von Menschen, die eilig ihren Weg durch das geschäftige Treiben der Stadt fanden. Das imposante Parlamentsgebäude und das Grabmal des unbekannten Soldaten bildeten eine Kulisse, die uns ehrfürchtig innehalten ließ. So gab es hier doch zahlreiche Demonstrationen, wurde quasi die in Athen geborene Demokratie mehr als deutlich gelebt. Der Wachwechsel der Evzonen ist eine faszinierende Zeremonie, die einem die militärische Tradition Griechenlands näher bringen würde, wenn man sie denn miterlebe.
Unser nächster Halt war die Metamórfosi Sotirós-Kirche, eine Oase der Ruhe und Besinnung inmitten des urbanen Trubels. Das warme Licht der Ikonenmalereien und die schwere Atmosphäre der Jahrhunderte alten Steine zogen uns in ihren Bann, während ich die spirituelle Bedeutung dieses Ortes zu erfassen versuchte.
Wir wanderten durch die malerischen Gassen der Pláka, einem Labyrinth aus schattigen Winkeln und belebten Plätzen. Die Adrianou-Straße lockte mit ihren kleinen Geschäften und einladenden Cafés, während die antiken Ruinen der Akropolis am Horizont wie ein Magnet wirkten. Doch auch hier zeigte sich das wahre Athen, mit seinen Widersprüchen und Herausforderungen. Die Spuren von Tourismus und Gentrifizierung ließen uns nachdenklich werden über die Balance zwischen Bewahrung des Erbes und Fortschritt.
Die Akropolis, ein Juwel der Antike, thronte majestätisch über der Stadt und versetzte uns in ehrfürchtiges Staunen. Der Aufstieg über die Antifiótika und den Aeropag-Felsen war eine Herausforderung, die mit jedem Schritt belohnt wurde. Das Viertel Antifiotika liegt am Fuß der Akropolis und ist bekannt für seine malerischen, engen Gassen und die traditionellen, weiß getünchten Häuser. Es ist ein historisches Viertel, das seit Jahrhunderten von Einheimischen bewohnt wird und eine entspannte Atmosphäre bietet, abseits des geschäftigen Treibens der Innenstadt von Athen.
Die Akropolis ist eine antike Zitadelle, die hoch über der Stadt Athen thront. Sie ist berühmt für ihre architektonischen Meisterwerke, darunter das Parthenon, das Erechtheion und der Tempel der Nike. Die Akropolis war das Zentrum des antiken Athens und diente als Symbol für die Macht und den Einfluss der Stadt. Die Propyläen, der Nike-Tempel, das Erechtheion und das Parthenon zeugten von der unermesslichen Pracht vergangener Zeiten, während das Dionysos-Theater und das Herodes-Atticus-Theater die Künste und die Kultur lebendig hielten.
Das Akropolis Museum bot eine faszinierende Reise durch die Geschichte Griechenlands, von den frühen Mykenischen Zeiten bis zur glorreichen Blütezeit Athens. Die kunstvollen Statuen und die lebendigen Fresken erzählten Geschichten von Göttern und Helden, von Krieg und Frieden, von Liebe und Leidenschaft. Beeindruckend ist der "Keller" des Museums, wo die Ruinen zum Vorschein kommen und man über Brücken diese erkunden kann.
Anschließend ging es ins grüne Athen. Zunächst stiegen wir auf wunderschönen Pfaden zum Philopáppos-Denkmal auf. Dieses Denkmal, auch bekannt als Denkmal für Filopappos, ist ein antikes Grabmal auf dem Hügel des Musaios. Es wurde zu Ehren des römischen Senatoren und Gönners der Stadt, Gaius Julius Antiochus Epiphanes Philopappos, errichtet. Das Denkmal bietet nicht nur einen atemberaubenden Blick auf die Akropolis und die Stadt Athen, sondern ist auch ein bedeutendes archäologisches und historisches Denkmal. Weiter ging es im gleichen Park zur Pnyx, welche eine historische Stätte in Athen ist und Versammlungsort für die Volksversammlung diente, eine der wichtigsten Institutionen der antiken Demokratie. Die Pnyx ist berühmt für ihre halbkreisförmige Versammlungsstätte, von der aus Redner ihre Ansichten vor der Bürgerschaft darlegen konnten. Heute zieht die Pnyx Besucher an, die die Wurzeln der Demokratie erkunden möchten. Gleich neben an ist der Bau für das Doridis-Teleskop, welches eine architektonische Struktur auf dem Philopáppos-Hügel ist, die ein historisches Teleskop beherbergte, das in den frühen Jahren des 20. Jahrhunderts für astronomische Beobachtungen genutzt wurde. Obwohl das Teleskop selbst nicht mehr existiert, bleibt der Bau als historisches Denkmal erhalten und bietet einen beeindruckenden Blick auf die umliegende Landschaft.
Über den Thissio View stiegen wir ab ins namengleiche Viertel Athens. Wir erkundeten die versteckten Winkel von Thisío und Gázi, wo das moderne Athen mit seinem pulsierenden Nachtleben und seinen trendigen Bars auf die Überreste der Vergangenheit trifft. Doch auch hier spürten wir die Schattenseiten des städtischen Lebens, die Probleme und Herausforderungen, denen sich die Bewohner jeden Tag stellen müssen.
Der sich daran anschließende Besuch der antiken Agora und des Hephaistos-Tempels war eine Reise in die Vergangenheit, eine Erinnerung an die Ursprünge der Demokratie und des zivilisierten Lebens. Der Platz Monastiraki mit seiner bunten Vielfalt an Märkten und Geschäften war ein Fest für die Sinne, während das Rathaus und die Kentrikí Agorá ein Bild von moderner Verwaltung und urbanem Handel boten.
Von hier aus ging es zum Gemüse- und Fleischmarkt in der Kentrikí Agorá. Dies sind lebendige Märkte in der Innenstadt von Athen, die eine breite Auswahl an frischen Produkten und lokalen Spezialitäten bieten. Sie sind ein wichtiger Treffpunkt für Einheimische und Touristen gleichermaßen. Für uns waren die Marktstände, insbesondere die der Fleischhändler und der damit verbundene Geruch sehr gewöhnungsbedürftig. Veganer oder Vegetarier müssen hier sehr stark sein. Daran anschließend befindet sich an der Odos Athinas das Rathaus der Stadt Athen. Es ist ein imposantes Gebäude im neoklassizistischen Stil und Sitz der städtischen Verwaltung sowie ein Symbol für die politische und kulturelle Bedeutung der Stadt.
Über den Platz Omonia erreichen wir die Problemviertel Metaxourgío und Exárchia. Sie sind bekannt für ihre alternative Kultur, ihre lebendige Kunstszene und ihre multikulturelle Atmosphäre. Sie sind jedoch auch mit sozialen Herausforderungen und urbanen Problemen konfrontiert, darunter Armut, Drogenmissbrauch und politische Unruhen. Hier sollte man nicht nach 18 Uhr verkehren und seine Wertsachen nach an sich behalten. Mitten zwischen diesen beiden Vierteln liegt das Archäologische Nationalmuseum, welches eines der bedeutendsten archäologischen Museen der Welt ist. Ein Besuch lohnt sich sehr. So beherbergt das imposante Gebäude eine umfangreiche Sammlung antiker Kunstwerke und Artefakte, darunter Skulpturen, Keramik, Schmuckstücke und Grabschätze.
Man könnte nach den Besuch des Archäologischen Museums noch einen Abstecher zum imposanten Stadtpark "Feld des Mars" unternehmen. Hier kann man in wunderschöner Landschaft durch den Park wandeln, die Athena Parthenos, ein Nachbau einer monumentalen Skulptur zu Ehren der griechischen Göttin der Weisheit ebenso einem Besuch abstatten wie auch die imposante Reiterstatue des Königs Konstantin I., einem Bayer und anschließend im wunderschönen Café-Restaurant Green Park Athens pausieren und sich stärken.
Zurück Richtung Syntagma-Platz, unserem Ausgangspunkt des Spazier- und Rundgangs geht es auf der Odós Panepistimou. Sie ist eine Hauptstraße in Athen, die von beeindruckenden Gebäuden im klassizistischen Stil gesäumt ist. Diese prächtigen Bauwerke, darunter Banken, Universitäten und Bibliotheken, zeugen von der kulturellen und wirtschaftlichen Blütezeit Athens im 19. Jahrhundert.
Mit einem Gefühl der Dankbarkeit und Bewunderung verabschiedeten wir uns von dieser faszinierenden Stadt, die uns mit ihrer Geschichte, ihrer Schönheit und ihrer Vielfalt tief berührt hat. Möge Athen weiterhin strahlen als lebendiges Zeugnis der menschlichen Kreativität und des kulturellen Erbes unserer Welt.