Death Valley National Park

15.04.2020

Auch wenn ich durch das dunkle Tal des Todes gehe, fürchte ich mich nicht, denn du bist an meiner Seite. 

(Psalm 23,4)

Roosevelt sagte eins: "There is nothing so American as our national parks... The fundamental idea behind the parks... is that the country belongs to the people, that it is in process of making for the enrichment of the lives of all of us." 

Trotz allem überstanden wir die Nacht in unserem Wohnmobil unversehrt. Doch das Unwetter hatte Spuren hinterlassen. Auf dem Weg in den Nationalpark tauchten wir wortwörtlich ab: riesige Wasserlachen auf der Straße spritzten uns bis ans Dach, braunes Wasser bahnte sich seinen Weg durch die Wüste – vom trockensten Ort der Erde konnte keine Rede sein. Und doch: Mit jeder Meile, die wir fuhren, wich der Schock der Faszination. Die karge Weite des Death Valleys offenbarte sich in spektakulären Bildern.

Zabriskie Point war unser erster Halt – ein Ort wie aus einer anderen Welt. Vor uns lag eine zerklüftete, fast surreal geformte Landschaft, von der frühen Sonne in goldene und ockerfarbene Töne getaucht. Der geplante Abstecher in den Golden Canyon blieb uns jedoch verwehrt – ein Fluss aus Schlamm versperrte den Wanderweg. Eine Mischung aus Frust und Ehrfurcht überkam uns: Diese Landschaft war unberechenbar, wunderschön und gefährlich zugleich.

Nach dieser Reise wissen wir, wie recht Roosevelt hatte – und wie gnadenlos dieses Land zugleich sein kann. Am Vorabend unseres Abenteuers in den Death Valley National Park ahnten wir noch nicht, dass uns die Natur eine Demonstration ihrer ungezähmten Macht liefern würde. In Pahrump, dem unscheinbaren Tor zum Tal des Todes, weckte uns in der Nacht ein Gewitter, das sich anfühlte, als hätten Zeus, Jupiter und der Zorn Gottes gleichzeitig zugeschlagen. Ein gleißender Blitz zerschnitt die Dunkelheit direkt in unserer Nähe – so nah, dass selbst deutsche Medien über das Unwetter berichteten. Wir sind keine gläubigen Menschen, aber in diesem Moment spürten wir, wie klein und verletzlich man sich fühlen kann. 

IEiner der beeindruckendsten Orte auf unserer Route war der Dantes View. Auf rund 1.700 Metern Höhe liegt dieser Aussichtspunkt über dem Talboden und bietet einen Blick, der uns schlichtweg den Atem raubte. Wie eine gigantische, ausgetrocknete Badewanne lag das Death Valley unter uns. In der Ferne glitzerte die weiße Salzpfanne von Badwater Basin, dem tiefsten Punkt Nordamerikas, 86 Meter unter dem Meeresspiegel. Und obwohl wir die Salzkruste leider nicht hautnah erleben konnten – die Straße dorthin war unpassierbar – war dieser Fernblick beinahe ebenso eindrücklich.

Stattdessen wanderten wir durch den Mosaic Canyon, ein verstecktes Juwel im westlichen Teil des Parks. Hier hatte sich das Wasser über Jahrtausende hinweg durch polierten Marmor gearbeitet und eine schmale, kurvige Schlucht geformt, deren glatt geschliffene Wände in warmem Licht schimmerten. Es war einer jener Orte, an denen man sich einfach nur hinsetzen, staunen und die unvorstellbare Kraft der Geologie auf sich wirken lassen möchte.

Auch die Mesquite Flat Sand Dunes bei Stovepipe Wells hinterließen Eindruck. Die Wanderdünen erinnerten an die Sahara, besonders am frühen Morgen oder späten Abend, wenn die Schatten lang werden und der Sand in zarten Nuancen leuchtet. Wir verzichteten bewusst auf das Barfußlaufen – denn auch wenn der Sand kühl aussah, hatte er noch die Hitze des Tages gespeichert. Das Thermometer zeigte an diesem Tag nur 41 Grad Celsius – für Death-Valley-Verhältnisse beinahe angenehm.

Kurios: Trotz der scheinbaren Trostlosigkeit des Tals ist es voller Leben – wenn auch gut versteckt. In der Nacht hörten wir das heisere Heulen von Kojoten und am Rande des Campgrounds flitzten Roadrunner durchs Gestrüpp. Auch die Historie des Death Valleys, einst von Goldsuchern durchzogen und Heimat der Timbisha Shoshone, ist tief verwurzelt. Im Visitor Center in Furnace Creek erhielten wir spannende Einblicke in die geologische Geschichte und die Herausforderungen der Siedler, die dieses Tal einst zu durchqueren versuchten – nicht selten mit tödlichem Ausgang.

Ein bitterer Beigeschmack blieb: Die Straßenverhältnisse machten uns erneut zu schaffen. Viele Wege waren unpassierbar, Brücken unterspült, Abfahrten gesperrt. Der Versuch, das Death Valley zu verlassen, geriet zur Geduldsprobe. Nach mehreren gescheiterten Anläufen schafften wir es nur über einen riesigen Umweg zurück nach Las Vegas – eine ironische Schleife für ein Tal, das so unwirtlich ist, dass es seinem Namen alle Ehre macht.

Unser Fazit: Der Death Valley Nationalpark ist kein klassisches Wohlfühlziel. Wer hierher reist, muss sich auf extreme Bedingungen, unvorhersehbare Naturgewalten und logistische Herausforderungen einstellen. Doch genau das macht den Reiz aus. Für Naturliebhaber, Wanderer und Individualisten ist es ein Ort voller Kontraste: heiß und kalt, leblos und doch voller Geschichten, karg und gleichzeitig spektakulär schön. Wer das ursprüngliche Amerika und die rohe Gewalt der Natur sucht – hier wird er fündig. Aber Vorsicht: Das Tal nimmt sich Zeit. Und manchmal will es dich gar nicht mehr gehen lassen. 


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